GbP 1-2023 Internationales

Großbritannien

Bereits in den letzten beiden Ausgaben haben wir kurz von den ausgedehnten Streiks der Gesundheitsarbeiter*innen in Großbritannien berichtet.

Zuletzt sind auch Ärzt*innen in Weiterbildung in die Arbeitskämpfe mit eingestiegen. Dr. Naru Narayanan von der Gewerkschaft der Klinikärzt*innen HCSA betont, dass die Forderungen der Ärzt*innen als Teil des generellen Kampfes um den NHS gesehen werden sollen: »Das ist ein kritisches Problem für unseren NHS. Wenn die Regierung die Gehälter nicht im Rahmen eines umfassenderen Finanzierungspakets anhebt, dann wird die derzeitige löchrige Belegschaft zusammenbrechen und die Klinikärzte der Zukunft werden mit den Füßen abstimmen und gehen. Wir stehen am Rande eines Abgrunds. Jetzt ist es an der Zeit, einen Ausweg aus dieser Krise auszuhandeln.«

Nachdem sich die Regierung lange geweigert hat, über Lohnerhöhungen für die NHS Beschäftigten zu verhandeln, legte sie nun doch ein Angebot vor. Am 16. März teilte das Gesundheitsministerium mit, dass es zu einem Durchbruch in den Verhandlungen mit den sechs großen Gewerkschaften UNISON, GMB, Unite, dem Royal Colleges of Nursing and Midwives, der Chartered Society of Physiotherapy, und der British Dietetic Association gekommen sei. Nun pausieren die Streiks, während die Mitglieder befragt werden. Außer Unite empfehlen alle Gewerkschaften ihren Mitgliedern, das Angebot anzunehmen.

Nachdem der Wirtschaftsminister Grant Shapps im Januar ein Gesetzesvorhaben ankündigte, das das Streikrecht vieler Brit*innen einschränken würde, fand am 1. Februar ein landesweiter Protesttag dagegen statt, an dem schätzungsweise eine halbe Million Beschäftigte ihre Arbeit niederlegten. Das geplante »Minimum Services Bill« würde Eisenbahner*innen, Gesundheitspersonal, den Bildungsbereich, die Feuerwehren, den gesamten Transportsektor, den Grenzschutz sowie jene lohnabhängig Beschäftigten, die radioaktiven Müll entsorgen, betreffen. Für sie alle wäre es in Zukunft deutlich schwieriger zu streiken.

Nicht nur aus dem Vereinigten Königreich, sondern auch aus dem Ausland kommt Protest, wie etwa von der EPSU, dem Europäischen Gewerkschaftsverband für den Öffentlichen Dienst, und ver.di.

Gesundheit braucht Politik. Zeitschrift für eine soziale Medizin, Schwerpunkt: Ernährung und Gesundheit, Nr. 1, März 2023


Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte
Gesundheit braucht Politik wird vom ärztlichen Berufsverband vdää herausgegeben, der sich als Alternative zu standespolitisch wirkenden Ärzteverbänden versteht.

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