Dunkle Ziffern
Von Anfang 2012 bis heute wurden an der griechisch-türkischen Seegrenze 21.627 Menschen aufgrund ihrer »illegale Einreise« verhaftet, an der griechisch-türkischen Landgrenze 32.112 und an der griechisch-bulgarischen Grenze 1.101.
Griechenland verfügt über sechs große Abschiebelager: Amygdaleza in Attika das am 28. April 2012 in Betrieb genommen wurde, Komotini (seit 5. August 2012), Xanthi (seit 5. August 2012), Paranesti/Drama (seit 28. September 2012), Korinth (seit 22. August 2012) und Fylakio/Orestiada, das schon seit April 2007 in Betrieb ist.
In diesen Haftlagern waren im Juni dieses Jahres insgesamt 6 429 Menschen inhaftiert: in Amygdaleza 1.656 (Kapazität 2.040), Komotini 307 (Kapazität 540), in Xanthi 472 (Kapazität 480), Fylakio/Orestiada 529 (Kapazität 374), Paranesti Drama 356 (Kapazität 557) und in Korinth 854 (Kapazität 1.024). Unter den Inhaftierten Flüchtlingen befinden sich nach offiziellen Angaben 113 Minderjährige, die vorläufig dort eingesperrt sind, bis sie in geeignete Unterkünfte gebracht werden (in Amygdaleza 72, Komotini 1, Fylakio Orestiadas 5, Paranesti Dramas 21 und Korinth 14).
Die Dunkelziffer – so Menschenrechtsorganisationen – liegt jedoch weitaus höher, da viele Minderjährige fälschlicherweise als Erwachsene registriert werden und auch mit diesen in den gleichen Zellen eingesperrt sind.
Entgegen der Europäischen Rückführungsrichtlinie (2008/115/EG), die besagt, dass die Abschiebehaftdauer höchstens sechs Monate betragen soll und nur im Ausnahmefall auf bis zu 18 Monate erweitert werden kann, waren im Juni 2014 in Griechenland 422 papierlose Migranten und Flüchtlinge schon länger als 18 Monate eingesperrt.
Chrissi Wilkens
(aus: Gesundheit braucht Politik, Zeitschrift für eine soziale Medizin, Sonderheft Griechenland Herbst 2014)