GbP 3-2015 Idomeni

Die höchsten Mauern werden sie nicht aufhalten…

Der Aufschrei aus Idomeni von Anfang Juli

 

Noch bevor die breite Öffentlichkeit die Augen aufmachen wollte, um der Situation der tausenden von – vorrangig aus Syrien – Geflüchteten an den Rändern der EU z.B. in Griechenland Gewahr zu werden, machte der vdää am 9. Juli 2015 eine Presseerklärung zu der dramatischen Situation an der griechisch-makedonischen Grenze in Idomeni. Die KollegInnen und FreundInnen von der Solidarischen Praxis in Thessaloniki hatten die Geschäftsführerin des vdää mitgenommen an die Grenze, wo sie den Geflüchteten das zum Überleben Nötigste bringen mussten: Wasser, Lebensmittel, Toilettenartikel und rudimentäre medizinische Versorgung, um das schlimmste zu verhindern. In der Presseerklärung appellierte der vdää an die politisch Verantwortlichen in der EU, diese menschenunwürdige Situation umgehend zu beenden und die Griechinnen und Griechen damit nicht alleine zu lassen. Was der vdää »damals« feststellte, ist heute fast Gemeingut: »Die Menschen aus Syrien und anderen kriegsgebeutelten Ländern werden nach Europa kommen und die höchsten Mauern werden sie nicht aufhalten. Dieser Realität muss sich die EU stellen«; dass die EU gewährleisten muss, wie es dann bei uns weiter hieß, »dass Flüchtlinge sich frei in Europa bewegen können und sichere Wege in die Länder finden, in denen sie wirklich ankommen wollen und können«, ist nach wie vor höchst umstritten.
Es war die PE des vdää, die dann die ARD in Gestalt der Tagesthemen am 22. Juli dorthin fahren ließ und der deutschen Öffentlichkeit über die unsägliche Situation informierte. Tatsächlich wurde sogar der linke Journalist Vasilis Tsartanis aus Polykastro interviewt, der den »Aufschrei von Idomeni« initiierte, den er zusammen mit Dorothee Vakalis und Katerina Notopoulou aus Thessaloniki, Gerhard Lanzerstorfer aus Wien und Nadja Rakowitz vom vdää unterschrieben hatte.
Leider wurde damals wie heute den Menschen aus den Solidaritätsgruppen in den grenznahen Kleinstädten Kilkis und Polykastro, die sich seit Monaten um die Nöte der Geflüchteten kümmern, für dieses Essen kochen und keine Kosten und Mühen scheuen, obwohl sie zum großen Teil selbst arbeitslos und arm sind, kaum Aufmerksamkeit gewidmet. Was hierzulande als »Willkommenskultur« gefeiert wird, wird in Griechenland tausendfach seit Monaten praktiziert.
Wir vom vdää wollen auch diesen Menschen Aufmerksamkeit schenken. Sie sehen sie auf einigen Bildern dieser Ausgabe.

 

(aus: Gesundheit braucht Politik. Zeitschrift für eine soziale Medizin, Schwerpunkt Flucht und Migration, 3/2015)


Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte
Gesundheit braucht Politik wird vom ärztlichen Berufsverband vdää herausgegeben, der sich als Alternative zu standespolitisch wirkenden Ärzteverbänden versteht.

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