GbP 2-2015 Übersicht pharmaunabhängige Information

Etwas weniger bunt, weil die Pharmawerbung fehlt

Eine (unvollständige) Übersicht über pharmaunabhängige Informationsangebote

 

Die beiden Klassiker »Der Arzneimittelbrief« (www.der-arzneimittelbrief.de) und das »arznei-telegramm« ( www.arznei-telegramm.de) erscheinen schon über 45 Jahre. Beide informieren monatlich kritisch über medikamentöse Therapien. »Der Arzneimittelbrief« fokussiert dabei etwas mehr auf Therapiestrategien und publiziert regelmäßig die Beschlüsse des gemeinsamen Bundesausschusses zur frühen Nutzenbewertung von Medikamenten. Seit einiger Zeit informiert eine Beilage regelmäßig über pharmapolitische Themen. Das »arznei-telegramm« hat einen Schwerpunkt in der kritischen Bewertung neuer Arzneimittel. Ein Netzwerk aus Lesern und Wissenschaftlern versucht bisher unbekannte unerwünschte Arzneimittelwirkungen auf die Spur zu kommen. Für die praktische Arbeit sehr hilfreich ist das Arzneimittelkursbuch, das vom »arznei-telegramm« herausgegeben wird. Es stellt von den wichtigsten Medikamenten die Wirkungen und Risiken dar und ermöglicht eine Kostentransparenz. Es stellt somit ein Gegenstück zu der von der pharmazeutischen Industrie herausgegebenen »Rote Liste« dar.

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft ( www.akdae.de), eine Institution, die bereits vor über 100 Jahren gegründet wurde, um irreführende Angaben der Pharmaindustrie entgegenzutreten, gibt die »Arzneimittelverordnung in der Praxis« (AVP) heraus. In Buchformat erscheinen die »Arzneiverordnungen«, die insbesondere für Allgemeinmediziner krankheits- bzw. symptomorientiert wichtige Hinweise zur Therapie geben. Ein weiterer bedeutender Akteur in der Allgemeinmedizin insbesondere bei der Erstellung von Leitlinien ist die »Deutsche Gesellschaft für Allgemein und Familienmedizin« (www.degam.de), die keinerlei Zuwendungen der Pharmaindustrie annimmt. Auch ihre »Zeitschrift für Allgemeinmedizin« erscheint ohne Pharmawerbung.

Die Zeitschrift der Buko-Pharmakampagne (www.bukopharma.de) »Pharma-Brief« informiert über den globalen Gesundheitsmarkt. Gemeinsam mit Der Arzneimittelbrief, arznei-telegramm und AVP gibt sie für Patientinnen und Patienten die Zeitschrift »Gute Pillen- Schlechte Pillen« (www.gutepillen-schlechtepillen.de) heraus. Sie informiert sehr fundiert über Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten und anderen Therapieformen. An Jugendliche wendet sich das internetbasierte Projekt www.pillencheker.de.

Pharmaunabhängige Arzneimittelzeitschriften sind international in der »International Society of Drug Bullentins« (ISDB) organisiert. Ihre Mitglieder müssen ihre Unabhängigkeit gegenüber den Interessen Dritter nachweisen und dürfen sich nur aus öffentlichen Quellen und durch Abonnements finanzieren. Zudem müssen Interessenskonflikte vollständig dargestellt werden. Aus Deutschland gehören der Gesellschaft die Herausgeber von »Gute Pillen – Schlechte Pillen« an. Aus der Schweiz sind es »pharma-kritik« und »Pharma-Flash«.

Bernhard Winter

 

(aus: Gesundheit braucht Politik, Zeitschrift für eine soziale Medizin. Schwerpunkt: Wie funktioniert unser Gesundheitswesen? 2/2015)


Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte
Gesundheit braucht Politik wird vom ärztlichen Berufsverband vdää herausgegeben, der sich als Alternative zu standespolitisch wirkenden Ärzteverbänden versteht.

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