Stellungnahme zur Situation an der HKK-Kinderklinik
Wir sind empört und in großer Sorge
Seit Jahren haben wir Kinderärzt*innen Wiesbadens und des Rheingau-Taunus-Kreises immer wieder das Gespräch mit den verantwortlichen Trägern der Kinderklinik an den HSK gesucht, da wir dort einen massiven Bettenabbau erleben. Aufgrund einschneidender wirtschaftlicher Optimierungsprozesse ist seit Jahren insbesondere die Pflege und zunehmend auch die ärztliche Betreuung der Kinder trotz allen persönlichen Einsatzes der Mitarbeiter/innen nicht mehr angemessen leistbar.
All diesen sehr engagierten Mitarbeiter*innen im pflegerischen und ärztlichen Bereich möchten wir an dieser Stelle unsere große Wertschätzung ausdrücken und uns bei Ihnen bedanken.
Wir widersprechen hier in aller Klarheit und aus unserer täglichen Erfahrung heraus der Stellungnahme von Herrn Bürgermeister Dr. Franz.
Der Versorgungsauftrag der Kinderklinik wird zur Zeit nicht erfüllt.
Im Jahr 2019 standen im realen Durchschnittweniger als 50 Betten für die Versorgung kranker Kinder zur Verfügung (2015 waren es 106 Betten). Im Jahr 2015 wurden über 5.000 Kinder stationär betreut, 2019 nur noch 3.000 Kinder (bei wachsender Kinderzahl in Wiesbaden). Das bedeutet, dass jeden Tag Kinder, die eine stationäre Betreuung benötigen, nicht in Wiesbaden aufgenommen werden können und an andere Kinderkliniken weiterverwiesen werden müssen.
Der von uns seit langem befürchtete Schritt von Prof. Markus Knuf, dem langjährigen und höchst engagierten Leiter der Kinderklinik, diese nun zu verlassen, ist nicht nur für die Kinderklinik mit einem ehemals exzellenten Ruf ein herber Verlust, sondern auch für alle Institutionen und Praxen, die sich für das gesundheitliche Wohl von Kindern in unserer Region tagtäglich einsetzen.
Was muss noch passieren, damit endlich die Verantwortlichen von HELIOS und der Stadt wirksame Schritte einleiten, um in der Landeshauptstadt Wiesbaden wieder eine moderne, stationäre Maximalversorgung von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten?
Wir fordern
Eine ganzjährig ausreichend zur Verfügung stehende Bettenzahl in der Kinderklinik, die nicht nur auf dem Papier steht, sondern auch tatsächlich vorgehalten wird! Dies ist nur möglich bei angemessenen Arbeitsbedingungen, fairer Entlohnung und ehrlicher Wertschätzung der Arbeit aller Beschäftigter der Kinderklinik.
Wir fordern alle, die sich in politischen Gremien oder in verantwortlicher Position befinden, auf, sich in diesem Sinn zu engagieren. Die Anfrage der Fraktion der Freien Wähler und die Stellungnahme der Grünen sind dafür erste Ansatzpunkte.
Diese Form der Daseinsfürsorge sind wir den Kindern dieser Stadt und deren Familien schuldig!
Ihre/Eure Ärzte und Ärztinnen für Kinder- und Jugendmedizin
Dr. Martina Abel Dr. Wolf Amrein Stephanie Domay Dr. Joachim Enders Dr. Steffen Fischer Dr. Songül Föllmer Dr.Manfred Frick Seyfullah Gökce Kirsten Hartje Dr. Wolfgang Horn Dr. Ralf Jakobi Dr. Karim Kremper Dr. Dieter Krost Dr. Manfred Mirgel Dr. Barbara Mutschler Dr. Margret Nafziger-Straub Dr. Hermann Ossenbach Dr. Sibylle Ott Dr. Christina Rehbein Dr. Kirstin Schlee-Böckh Dr. Soraya Seyyedie Dr. Sandra Scholz Dr. Therese Schüßler Dr. Christoph Stork Dr. Tatjana von Stuckrad-Barre Dr. Hartmut Scheele Dr. Gundula Sümenicht-Böhm Priv. Doz. Dr Wippermann Dr. Marco Kuntz Dr. Markus Nowotny Dr. Elmar Schäfer - veröffentlicht im Wiesbadener Kurier, 05.12.2020, S. 21
(Gesundheit braucht Politik. Zeitschrift für eine soziale Medizin, Schwerpunkt: Kinder und Jugendliche - Vulnerabel in Gesundheitswesen und Gesellschaft, Nr. 1, März 2022)